Was tun, wenn das Kind böse Mama ruft
Folge “Erziehungsratgeber” in Zusammenarbeit mit den Freiburger Nachrichten
„Ich verbrachte mit meiner Tochter einen Nachmittag auf dem Schulhausplatz. Sie fuhr fröhlich auf ihrem Velo, während ich das Zvieri vorbereitete. Nachdem ich das Zvieri angekündigt und wiederholt hatte, dass es nun Zeit sei, die Velorunde zu beenden, rief mir meine Tochter laut über den Platz zu: „Nein, sicher nicht, du böse Mama!“ Worte, die mich mitten ins Herz trafen. Nicht nur, weil ich so etwas von meiner Tochter nicht erwartet hätte, sondern auch, weil ich die Blicke der anderen Eltern auf meinem Rücken spürte. Ich war ab dieser Reaktion so perplex, dass ich sie weiterfahren liess. Aber meine Reaktion fühlte sich überhaupt nicht stimmig an. Wie könnte ich mich in Zukunft in solchen Situationen verhalten?“
Liebe Eltern, unerwartete Reaktionen können uns verunsichern. Besonders, wenn das eigene Kind in diesem Ton und mit diesen Worten postwendend antwortet. Dies kann dafür sorgen, dass in uns das ganze Gefühlsorchester aktiviert wird, das uns kurzzeitig von handlungsfähig zu handlungsunfähig „orchestriert“. Dabei werden die Blicke der anderen Eltern auf dem Spielplatz als prüfend wahrgenommen. Dies hat jedoch oft mit der eigenen Verunsicherung zu tun, weil man gerade in der Überforderung steckt. Kinder sind grossartig darin, uns in den unerwartetsten Momenten herauszufordern. Dabei wollen wir jedoch all die witzigen Situationen nicht ausser Acht lassen, bei denen wir auch herzhaft lachen können.
Aber keine Angst! Bleiben Sie einfach ruhig und atmen Sie durch. Ihr Kind liebt Sie, auch wenn es gerade „böse Mama“ gerufen hat. Es ist eine Reaktion auf die Frustration, die es gerade empfindet, weil es jetzt nicht mehr Velofahren darf. Frustration ist ein Gefühl, und es ist wichtig, dass Kinder lernen, einen Umgang zu finden.
Nun gut, was könnte man in einer solchen Situation tun?
Die Emotionen benennen, unterstützt alle Beteiligten, um die Situation etwas einzuordnen. „Ich verstehe, dass es dich jetzt gerade ärgert und du enttäuscht bist, weil du lieber weiterfahren möchtest. Aber jetzt ist Zeit für ein Zvieri, damit du danach wieder Energie hast, um zu spielen.“
Senden Sie ruhig, aber bestimmt klare Botschaften aus, wie zum Beispiel: „Ich habe dich lieb, und für ein gutes Zusammenleben brauchen wir Regeln. Meine Aufgabe als Mama/Papa ist es, diese einzuhalten.“
Ihre ruhige und bestimmte Reaktion vermittelt Ihrem Kind einen sicheren Rahmen. Es spürt, dass Wut und Enttäuschung Emotionen sind, die einem im Moment überrollen können, gleichzeitig aber auch, dass sie wieder vorüberziehen und abklingen. So lernt es sich schrittweise besser kennen und findet mit der Zeit einen Umgang, seine Emotionen zu regulieren.
Wir Eltern begleiten die Kinder durch diese Gefühlsachterbahn und harren ruhig mit ihnen aus, bis sich die Wogen wieder gelegt haben.
Statt sich für den Vorfall zu schämen, können Sie stolz darauf sein, eine weitere gemeinsame Herausforderung gemeistert zu haben.