Konflikte lösen auf dem Spielplatz

Folge “Erziehungsratgeber” in Zusammenarbeit mit den Freiburger Nachrichten

„Gerne verbringen wir mit unserem vierjährigen Sohn Zeit auf dem öffentlichen Spielplatz. Die Begegnung mit anderen Eltern und Kindern finden wir eine Bereicherung für uns alle. Meist findet unsere Tochter schnell einen freundlichen und spielerischen Umgang mit anderen Kindern. Doch in letzter Zeit ist mir aufgefallen, dass es vermehrt zu Streit kommt. Diese Situationen lösen in mir ein ungangehemes Gefühl aus, weil ich unsicher bin, wie ich mich verhalten oder reagieren soll. So kam es vermehrt vor, dass wir vorzeitig den Spielplatz verliessen,! um dem Konflikt aus dem Weg zu gehen. Die Konsequenz war, dass wir beide frustriert waren, weil wir eigentlich gerne auf dem Spielplatz verweilen. Was könnte ich bei der nächsten Gelegenheit anders machen?“

Liebe Eltern, ja, Konflikte sind schwierig auszuhalten. Wir möchten doch nur das Beste für unsere Kinder.
Aber ob jung oder alt, wir alle werden mit Konflikten konfrontiert und je nach Eskalationsstufe können sie zu echten Energiefressern werden. Da wir also davon ausgehen können, dass uns Konflikte im Leben immer wieder begegnen, lohnt es sich, mit den Kindern Strategien zu üben, wie man sich bei Streit verhalten kann. Denn den Ärger herunterschlucken ist nicht immer eine Option; das tut uns auf Dauer nicht gut. Deshalb kann der Streit auf dem Spielplatz für Kinder und Eltern ein Übungsfeld sein, um schrittweise auszuprobieren, Konflikte zu lösen.

Wie könnte ihre Rolle als Eltern auf dem Spielplatz aussehen? Grundsätzlich gilt, wir beobachten die Kinder und ermutigen sie, Sachen selbst zu tun und viel auszuprobieren. So auch bei Konflikten. Als Erwachsene beobachten wir die Situation zuerst aus Distanz, bevor wir eingreifen. Kinder haben nämlich Fähigkeiten, sich bei Meinungsverschiedenheiten zu einigen. Vielleicht ist die Lösung für uns nicht immer nachvollziehbar, aber wenn die Beteiligten zufrieden wieder ins Spiel finden, ist das ein Zeichen, dass sie den Konflikt unter sich gelöst haben. Vielleicht passt es zur Situation und sie beglückwünschen die Kinder: "Bravo, euch ist es gelungen, euer Problem zu lösen. Ich sehe, dass ihr zufrieden seid, es freut mich, dass ihr zusammen eine Lösung gefunden habt." Vielleicht kann man auch noch eine kürzlich gemachte Erfahrung aufzeigen und sagen: "Seht, man muss sich nicht schlagen, um zu bekommen, was man will."

Doch vielleicht ist es nötig, dass wir als Eltern einschreiten, wenn zum Beispiel die Kinder versuchen, sich niederzuringen. In dieser Situation übernehmen wir die Rolle als Vermittlerin.

Ruhig, mit klaren, wenigen Worten trennen wir die Kinder und bleiben mit ihnen in Kontakt. Diese Klarheit vermittelt Orientierung und Sicherheit. Wir versuchen, eine günstige Atmosphäre zu schaffen, um zwischen den Parteien zu vermitteln.
Wir sorgen dafür, dass sich jedes Kind zu Wort melden darf und ihm zugehört wird. «Erzähle, was ist passiert?». Sobald das erste Kind zu erzählen beginnt, achten wir darauf, dass das andere Kind dabei bleibt und zuhört und dann natürlich umgekehrt. In diesem Alter ist das eine schwierige, aber wichtige Sache und braucht etwas Übung, bis es klappt. Während diesem Gespräch versuchen wir als Erwachsene, die verborgenen Interessen hinter dem Konflikt der Kinder herauszufinden, um an den Kern der Ursache vorzustossen. Hier braucht es meist Übersetzungsarbeit unsererseits, damit wir den Fokus auf das zu lösende Problem verlagern können.

Wir stellen Fragen, hören aktiv zu, wiederholen die Worte der Kinder und eröffnen damit die Verhandlung zwischen den Kindern, um ihr Problem zu lösen. Denken Sie daran, es ist der Konflikt zwischen den Kindern und nicht der Ihrige. Durch diese Haltung ermöglichen wir den Kindern, ihre Kompetenzen zu erweitern, indem sie beim Ausprobieren lernen, eigene Erfahrungen zu sammeln. Wir räumen den Kindern nicht die Steine aus dem Weg, sondern begleiten und befähigen sie beim Lernprozess „wie löse ich meine Konflikte“.

Der Spielplatz ist ein Übungsfeld zum Ausprobieren und zum Verhandeln. Die Kinder erweitern und stellen durch gemachte Erfahrungen ihren Werkzeugkasten für Sozialkompetenzen zusammen, welcher sie im Verlaufe ihres Lebens ständig ergänzen werden. Weiter ist der Spielplatz natürlich auch ein Lernfeld für die motorischen Fähigkeiten. Die Bewegung im Freien fördert die kindliche Entwicklung auf verschiedenen Ebenen. Deshalb wünsche ich ihnen weiterhin viele spannende Momente auf dem Spielplatz.

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